Morde sind keine Beziehungsdramen, Ausgabe 2020

(Screenshot twitter.com)

Publiziert am… 17.05.2020 auf Twitter durch watson.ch

Ist sexistisch, weil…  Mehrfach-Mord/Femizid offensichtlich kein „Beziehungsdrama“ ist, wie der Artikel auf Twitter angeteast wird. War es nie und wird es nie sein! Löblicherweise wurde auf diese Bezeichnung im Bericht selber verzichtet.

Könnte man besser machen, indem… Auch auf Social Media beim Anteasen auf eine sorgfältige Wortwahl geachtet wird. – Wobei anteasen von solchen Berichten wohl generell  fragwürdig ist.

 

Der Goldene Tampon 2019 – der Preis für den sexistischsten Medienbeitrag des aktuellen Jahres

Sexistische Berichterstattung ist Alltag in Schweizer Redaktionen. Das feministische Zürcher Kollektiv Aktivistin.ch schaut in der Deutschschweiz seit 2016 genauer hin. Auf dem Blog medienpranger.ch sammelt und hinterfragt es sexistische Artikel. Der Pendlerzeitung 20 Minuten verlieh das Kollektiv am 16. Dezember den goldenen Tampon für den sexistischsten Medienbeitrag von 2019.
Frauen werden in der medialen Berichterstattung häufig auf ihr Aussehen und ihre Kleidung reduziert. Es wird öfters über ihr Liebesleben und ihre Sexualität berichtet als über ihre Leistungen, die oft auch in Frage gestellt werden. Morde an Frauen, sogenannte Femizide, werden in den Medien oft mit „Familiendramen“ betitelt.
So auch im Oktober 2019, als in Kitzbühel eine ganze Familie vom ehemaligen Partner einer jungen Frau ausgelöscht wird. 20 Minuten bezeichnet diesen Mehrfachmord in einer 1. Version als Familiendrama. Das Tüpfelchen auf dem i setzte der Titel des am 06.10.2019 erschienen Artikels: „Unter den Opfern war auch ein Eishockey-Goalie“.
Der Titel des Artikels lenkt vom eigentlichen Thema des Artikels ab: Ein Mann, der seine Ex-Partnerin und deren Familie sowie deren neuen Partner ermordet. Dass der ermordete Partner ein Eishockey-Goalie ist, spielt in diesem Fall nur eine untergeordnete Rolle. Die Heraushebung dieses Details relativiert die Ermordung der Ex-Partnerin und deren Familie. Femizide müssen als das benannt werden, was sie sind, nämlich Morde an Frauen, weil sie Frauen sind.
Die Ermordeten wurden einem Mann getötet, der aufgrund veralteter, gesellschaftlicher Normen glaubte, einen Besitzanspruch auf seine Ex-Partnerin zu haben. Durch die Verwendung von Begriffen wie „Familiendrama“ verharmlosen Medien Gewalttaten massiv und nehmen dadurch ihre gesellschaftliche Verantwortung nicht wahr. Das ist inakzeptabel.

Leider verweigerte 20 Minuten die persönlich Annahme des Preises. Trotzdem wurde der Preis und eine kurze Nachricht mit mehr Gehalt als die morgige Titelseite dem freundlichen Empfangspersonal übergeben.

 

Jetzt abstimmen für den sexistischsten Artikel des Jahres

Sexismus zeigt sich auch in den Medien: Gerade weil Sexismus so alltäglich ist, fällt er vielen gar nicht auf. Doch er ist tief in unsere Kultur verankert – und betrifft uns alle. Das Ergebnis ist ernüchternd: Sexistische Berichterstattung steht in Schweizer Medien an der Tagesordnung. Bestimme bis 13. Dezember mit, wer 2019 den goldenen Tampon erhalten soll!

1. Warum Epsteins Tod die Mutter aller Verschwörungstheorien werden wird (Watson)
18 Vote
2. US-Abgeordnete tritt nach Nacktfoto-Skandal zurück (Blick)
37 Vote
3. Unter den Opfern ist auch ein Eishockey-Goalie (24) (20Minuten)
68 Vote
4. Das CAS-Urteil im Fall Caster Semenya ist brutal, aber richtig (Nau.ch)
11 Vote
5. Juve soll aus Angst vor CR7-Verhaftung Reisepläne ändern (Tagesanzeiger)
13 Vote
6. «Sex ist nicht alles in einer Beziehung» (Blick)
17 Vote

Hier die Links zu den einzelnen Beiträgen von 2019:

  1. Warum Epsteins Tod die Mutter aller Verschwörungstheorien werden wird http://medienpranger.ch/verharmlosung-von-sexueller-gewalt/
  2. US-Abgeordnete tritt nach Nacktfoto-Skandal zurück http://medienpranger.ch/aufgetauchte-nacktbilder-oder-eingriff-ins-privatleben/
  3. Unter den Opfern ist auch ein Eishockey-Goalie (24)
    http://medienpranger.ch/morde-an-frauen-sind-keine-dramen/
  4. Das CAS-Urteil im Fall Caster Semenya ist brutal, aber richtig http://medienpranger.ch/754-2/
  5. Juve soll aus Angst vor CR7-Verhaftung Reisepläne ändern http://medienpranger.ch/wenn-prominente-ueber-dem-gesetz-stehen-und-frauen-eh-nur-bitches-sind/
  6. «Sex ist nicht alles in einer Beziehung» http://medienpranger.ch/was-stoert-an-eurem-schreibstil/

 

 

 

Was stört an eurem Schreibstil?

(Screenshot: Blick.ch)

 

Publiziert am… 5.11.2019 auf Blick.ch

 

Ist sexistisch weil… sie danach gefragt wird, was sie an ihrem eigenen Körper störe.

Könnte man besser machen, indem… man das Gespräch nicht auf ihren Körper und eventuelle Makel lenkt, sondern nach ihren Meinungen, Vorstellungen oder Ambitionen fragt.

 

„Aufgetauchte“ Nacktbilder oder Eingriff ins Privatleben?

(Screenshot Blick.ch)

Publiziert am… 29.10.2019 auf blick.ch

Sexistisch weil ein Nacktbid von ihr* auch auf Blick veröffentlicht wird. Ausserdem wird von der Verantwortung für die Verbreitung der Bilder abgelenkt, da diese im Internet „aufgetaucht“ seien. Es ist es nicht ok, (Nackt-)Bilder von anderen Menschen ohne deren Zustimmung zu veröffentlichen, auch nicht von Politiker*innen. Der eigentliche Skandal ist, dass das Privatleben dieser Frau* an die Öffentlichkeit gezerrt wurde, nicht mit wem sie* schläft oder welche Bilder sie* macht.

Könnte man besser machen indem… man ihre* Bilder nicht noch weiter verbreitet und kritisch über die Veröffentlichung privater Bilder reflektiert.

 

Morde an Frauen* sind keine Dramen

(Screenshot 20minuten.ch)

Publiziert am… 06.10.2019 auf 20minuten.ch

Ist sexistisch, weil… Mord und Femizid kein Beziehungs- oder Liebesdrama sind. Wie in der ersten Version des Artikels geschrieben wurde. Zudem lenkt der Titel von der Thematik ab.

Könnte man besser machen, indem… Femizide klar als solche benannt werden.

 

Verharmlosung von sexueller Gewalt

(Screenshot watson.ch)

Publiziert am… 12. August 2019 auf watson.ch

Ist sexistisch, weil… von „Sex mit Mädchen“ geschrieben wird. Das ist eine krasse Verharmlosung von Missbrauch und von einer Straftat. Sex basiert auf gegenseitigem Einverständnis – Minderjährige können dieses nicht geben. Es geht also im Fall Epstein sicher nicht um Sex, sondern um Missbrauch.

Könnte man besser machen, indem…  beim Namen genannt wird, dass es sich um eine Straftat und um Missbrauch handelt.

 

Über die Willkür der biologischen Einteilung in Geschlechter

(Screenshot nau.ch)

Publiziert am… 01. Mai 2019 auf nau.ch

Ist sexistisch, weil… der Kommentar die Läuferin*  zum Läufer* macht. Dies einzig und allein auf der Basis eines natürlich erhöhten Testosteron-Spiegels. Das ist cis-heteronormativ, binär, völlig überholt und spricht Caster Semenya ihr* Geschlecht und sportliche Leistung ab.

Könnte man besser machen, indem…  darüber reflektiert wird, ob wirklich nur der Hormonspiegel über den Erfolg oder Misserfolg einer* Athletin* oder eines* Athleten* entscheidet. Andere Faktoren wie fehlender Zugang zu Trainingsinfrastruktur, Nahrung, Förderung usw. führt dazu, dass ähnlich talentierte Frauen* nie erfahren, dass sie* über eine ungewöhnliche Fähigkeiten verfügen. Und das ist mindestens genau so ungerecht, wie ein erhöhter Testosteronspiegel. Dem IAAF steht es aber ganz sicher nicht zu, darüber zu urteilen, wann eine Frau* eine Frau* ist – frei nach Grönemeyer. Caster Semenya entscheidet ganz allein darüber, welches Geschlecht sie* (nicht) haben möchte.

 

Wenn Prominente über dem Gesetz stehen und Frauen* alles für Aufmerksamkeit tun

(Screenshot tagesanzeiger.ch)

 

Publiziert am… 21.März 2019 auf tagesanzeiger.ch

Ist sexistisch, weil… es überhaupt nicht hinterfragt wird, dass Christiano Ronaldo sich den Justizbehörden entzieht und darin von seinem Fussballclub auch noch unterstützt wird. Und die Aussage von C. Ronaldo, dass Frauen* ihn eh nur beschuldigen, damit sie berühmt werden, ebenfalls nicht kritisiert wird. Zudem werden seine spielerischen Leistungen in den Mittelpunkt gestellt.

Könnte man besser machen, indem… die Situation und das Verhalten von C. Ronaldo und seines Fussballclubs kritisch hinterfragt werden. Das ist ein typischer Fall von subtiler Verharmolsung von sexulaisierter Gewalt.

 

 

 

Goldener Tampon 2018

Am 20.08.2018 wurde in den Schaffhauser Nachrichten eine Karikatur von Pascal Coffez veröffentlicht, die eine übergrosse, monstruöse Tamara Funiciello mit unbekleidetem Oberkörper zeigt. Der Anlass zur Veröffentlichung der Karikatur war Funiciellos Rede als Reaktion auf die gewalttätigen Angriffe auf Frauen* in Genf in diesem Sommer.

Die Karikatur bedient dabei sexistische Stereotypen und verletzt die Privatsphäre von T. Funiciello, in dem ihre Handynummer in der Zeitung publiziert wird.

Feministinnen* als hässliche, hysterisch schreiende Frauen* darzustellen reproduziert ein altes, abgegriffenes Stereotyp. Es stellt Aktivismus für Frauen*rechte als übertreiben und unbedeutend dar.

Zudem ist problematisch, dass die wichtige Botschaft in Funiciellos Rede gegen Gewalt an Frauen* keine Beachtung fand, obwohl dies die Kernaussage ihrer Rede darstellte. Strukturelle Gründe für Gewalt an Frauen und die Forderungen nach Frauen*rechten werden systematisch übergangen und finden keine breite Beachtung.

Heute, am 17.12.2018, gegen 17 Uhr übergab Aktivistin.ch den goldenen Tampon den Schaffhauser Nachrichten. Sie wurde vom Frauenstammtisch Schaffhausen und den Jungsozialist*innen begleitet. Dabei haben die Aktivist*innen ein Weihnachtslied zum Thema Sexismus zum Besten gegeben.

Wir fordern, dass Medien ihre Verantwortung zur fairen, ausgeglichenen Berichterstattung sowie zum Schutz der persönlichen Privatsphäre wahrnehmen und Sexismus als das darstellen, was er ist: Ein Problem unserer Gesellschaft.

 

Verleihung goldener Tampon

Nach langer Pause melden wir uns zurück und verleihen 2018 wieder den goldenen Tampon für die sexistischste Berichterstattung.

Weitere Informationen folgen. Seid gespannt.

 

Frauen sind Musen

(Screenshot srf.ch)

Publiziert am… 05. Oktober 2017 auf srf.ch

Ist sexistisch, weil… Anne Wiazemsky, eine Autorin und Schauspielerin, hauptsächlich über einen Mann definiert wird, dadurch, dass sie als „Muse von“ bezeichnet wird. Dadurch wird suggeriert, dass ihr Haupttätigkeit darin bestand, einem bekannten Mann als Inspiration zu dienen.

Könnte man besser machen, indem…  man ihre einen künstlerischen Leistungen in den Vordergrund rückt und sie nicht primär über ihre Wirkung auf einen mänlichen Künstler definiert.

 

Backlash par excellence

(Foto Winterthurer Zeitung)

Publiziert am… 5. Juli 2017 in der Winterthurer Zeitung

Ist sexistisch, weil… Textilienpflege explizit als exklusive Frauen*arbeit dargestellt wird. Dies wird verstärkt dadurch, dass der Artikel auf der „Seite für die Frau“ publiziert wird. Zudem hat die Frau* dabei noch auf Kinder aufzupassen, wie das Foto suggeriert.

Könnte man besser machen, indem… man veralteten Rollenbilder nicht weiter reproduziert, sondern versucht sie zu hinterfragen oder aufzubrechen.

 

Stoppt die Bagatellisierung von sexuellen Übergriffen!

(Screenschot watson.ch)

Publiziert am… 18. Mai 2017 auf watson.ch

Ist sexistisch weil… sexuelle Übergriffe und Belästigungen durch die Bezeichnung „Sex-Vorwurf“ bagatellisier werden.

Könnte man besser machen, indem… man nicht banalisiert und die Dinge korrekt beim Namen nennt.

 

 

 

Wenn eine Frau zum Körperteil gemacht wird

 

(Screenshot NZZ am Sontag)

Publiziert am… 14.Mai 2017 auf NZZ am Sontag

Ist sexistisch weil… weil hier eine Frau objektiviert wird, indem man sie auf einen Körperteil reduziert und auch noch suggeriert wird, dass Ihr Ansehen in der Öffentlichkeit durch eine Heirat „gerettet“ werden müsste.

Könnte man besser machen, indem… man sich auf eine sachliche Darstellung der bevorstehende Eheschliessung beschränkt, wenn das denn wirklich eine Nachricht wert ist.